Hilfebus Chemnitz

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SELBSTVERSTÄNDNIS

Wer sind wir? Was machen wir?
Der Hilfebus Chemnitz versteht sich als Angebot für wohnungslose und/oder über geringe soziale und ökonomische Ressourcen verfügende Menschen im (halb-)öffentlichen Raum, die flexibel, aufsuchend und bedarfsorientiert vor Ort in Chemnitz notversorgt werden. Es handelt sich um ein ehrenamtlich organisiertes und betreutes Projekt.
Das Angebot bietet mobile Grundversorgung und Verweisberatung. Somit schlägt der Hilfebus eine Brücke zwischen bereits bestehenden Unterstützungsangeboten der Wohnungsnotfallhilfe in der Stadt Chemnitz.
Der Bus ist im Stadtgebiet mit Getränken, Nahrung, Hygieneartikeln, Kleidung, Decken und Schlafsäcken unterwegs, die bei Bedarf verteilt werden können. Darüber hinaus fungieren die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter*innen als Vermittler*innen in das weitere Hilfesystem (Bsp.: Vermittlung in die örtliche Obdachlosenunterkunft) und als Ansprechpartner*innen für besorgte Anwohner*innen und Gewerbetreibende.

Entwicklung des Projektes
Der Hilfebus Chemnitz e.V. entstand als Folgeprojekt der Initiative Kältebus Chemnitz. Die Initiative setzte ihren Fokus darauf, Wohnungslose und Menschen in prekären sozioökonomischen Lebenslagen im (halb-)öffentlichen Raum der Stadt Chemnitz vor den lebensbedrohlichen Auswirkungen des Winters zu schützen. Daher organisierte ein ehrenamtlich aufgestelltes Team in den Wintermonaten zunächst zwei Fahrten pro Woche.
Dieses Projekt wurde erstmalig im Winter 2020/21 organisiert und seitdem jeden Winter umgesetzt. Im Verlauf konnten Erfahrungswerte gesammelt, Strukturen ausgebaut und Kontakte zu anderen Trägern der Wohnungsnotfallhilfe intensiviert werden. Im Rahmen der Ausweitung des Angebots und aufgrund stabiler personeller Ressourcen konnte im Laufe der Saison 2023/24 eine dritte Fahrt pro Woche organisiert werden.
Die Notwendigkeit, Menschen in prekären Lebenslagen und von Wohnungslosigkeit Betroffene, mit dem Nötigsten zu versorgen, insbesondere diejenigen, welche (bisher) keinen Anknüpfpunkt an Stellen der Wohnungsnotfallhilfe in Chemnitz haben, ist zu jeder Jahreszeit gegeben. Daher zielt der Hilfebus darauf ab, perspektivisch ganzjährig als Unterstützungsangebot zu fungieren.

Unsere Arbeitsweise
Die Unterstützung der Adressat*innen erfolgt ohne Vorbedingungen (Niedrigschwelligkeit) auf der Basis der Freiwilligkeit sowie der Wertschätzung und Akzeptanz der Klient*innen. Die Mitarbeiter*innen begeben sich in die Lebenswelt der Adressat*innen. Dort bauen sie langwierig Vertrauen auf und werden als verlässliche „Gäste“ akzeptiert. Die Verlässlichkeit wird dadurch gewonnen, dass der Hilfebus kontinuierlich ausgewählte und die Klient*innen bekannte Orte in Chemnitz aufsucht (Kontinuität). Daneben reagieren die Mitarbeiter*innen im Rahmen der strukturellen, finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten flexibel auf sich verändernde Bedarfe und fahren zuvor unbekannte Orte in Chemnitz an. Informationen über die Adressat*innen werden vertraulich (Anonymität) behandelt und nicht unautorisiert an Dritte weitergegeben. Die statistische Erfassung der Platzbegehungen erfolgt so, dass keine Rückschlüsse, die für die Adressat*innen von Nachteil sein könnten, gewonnen werden können. Damit einhergehend lassen sich die Mitarbeiter*innen des Hilfebus in keinster Weise ordnungspolitisch instrumentalisieren und setzen sich parteiisch (Parteilichkeit) für die Adressat*innen ein.

Grundsätze & Werte
In unserer Arbeit orientieren wir uns an folgenden Werten:

1. Menschlichkeit: Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Würde. Im Rahmen unseres Projekts behandeln wir alle Menschen mit Respekt und Mitgefühl, unabhängig von ihrer Herkunft oder Lebenssituation. Wir verzichten bewusst auf eine Bedürftigkeitsprüfung, da unser Ziel ist, unbürokratische und sofortige Unterstützung zu bieten. Jeder Mensch in Not soll unsere Hilfe erhalten können, ohne Hürden überwinden zu müssen.
2. Respekt: Wir begegnen jedem Menschen mit Respekt. Für uns bedeutet Respekt, die Würde jedes Einzelnen anzuerkennen und zu wahren. Wir hören zu, ohne zu urteilen, und handeln mit Verständnis und Empathie. In unserer Arbeit achten wir darauf, die individuellen Bedürfnisse und Grenzen unserer Mitmenschen zu respektieren und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.
3. Wertschätzung: Wir erkennen und schätzen die Einzigartigkeit und den Wert jedes Menschen, der unsere Hilfe in Anspruch nimmt.
4. Antidiskriminierungssensibilität/ -bewusstsein: Wir setzen uns aktiv für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft ein und begegnen jedem Menschen vorurteilsfrei. Das bedeutet für uns, die Vielfalt und Verschiedenheit der Menschen zu respektieren und wertzuschätzen. Wir erkennen an, dass jede Person unterschiedliche Erfahrungen und Hintergründe mitbringt, und achten darauf, niemanden aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Alter, Religion, sexueller Orientierung oder anderer Merkmale zu benachteiligen. Wir sind gegen jede Form der Diskriminierung, sei es Sexismus, Rassismus, Homophobie, Transphobie, Ableismus oder jede andere Form von Ausgrenzung und Ungleichbehandlung. Alle Mitglieder unseres Vereins verpflichten sich, diesen Grundsätzen zuzustimmen und sie in ihrem Handeln umzusetzen.
5. Solidarität: Unser Handeln basiert auf Gemeinschaft und gegenseitiger Unterstützung. Wir stehen fest an der Seite derjenigen, die unsere Hilfe benötigen, und setzen uns gemeinsam für ihre Belange ein.
6. Engagement: Wir setzen uns aktiv für die Verbesserung der Lebensbedingungen obdach- und wohnungsloser Menschen ein. Unsere Arbeit ist geprägt von Einsatzbereitschaft und der Überzeugung, dass jede*r Einzelne einen Unterschied machen kann.
7. Transparenz: Unser Verein handelt offen und nachvollziehbar. Wir legen Wert auf eine transparente Kommunikation sowohl innerhalb des Vereins als auch mit der Öffentlichkeit.
8. Nachhaltigkeit: Wir streben nach langfristigen Lösungen, um die Lebenssituation von obdach- und wohnungslosen Menschen nachhaltig zu verbessern.
9. Sozialpolitischer Auftrag: Wohnungslosigkeit stellt ein vielschichtiges und strukturelles Problem dar, welches unumgänglich die Frage nach sozialer Gerechtigkeit aufwirft. Unsere Arbeit zielt darauf ab, die Lebenslagen unserer Klient*innen aktiv zu verbessern. Dabei leisten wir nicht nur vor Ort direkte Hilfe, sondern sehen unsere Verantwortung ebenso in der Bewältigung struktureller Problemlagen auf allen Ebenen. Da sich Adressat*innen oftmals Multiproblemlagen gegenübersehen, kann ein eigenständiges Einstehen für ihre Interessen erschwert sein.
   Daher fordern wir, dass die Wohnungs-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik die Bedürfnisse und Anliegen wohnungsloser und sozial ausgegrenzter Personen berücksichtigt und strukturelle Hürden abbaut. Wir schließen uns den Forderungen nach einem verfassungsrechtlich abgesicherten Recht auf Wohnen sowie der Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten zu allen Ressourcen an, um ein menschenwürdiges Leben für alle Menschen zu ermöglichen.

Möglichkeiten zur Unterstützung

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